My Prē-cious

Die Pinguinifizierung schreitet voran: nach der ortsfesten bzw. transportablen IT-Ausstattung wurde nun auch die mobile auf Pinguin-Ware umgestellt. Als Mobile tut nun ein Palm Prē seinen Dienst, das mich in den letzten Tagen recht angenehm überrascht hat.

Die graphische Gestaltung der Oberfläche ist hybsch und recht eindeutig von einem Marktbegleiter beeinflusst. Die Steuerung über Gesten ist recht intuitiv zu verstehen und geht schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über - auch wenn ich am Anfang verzweifelt nach Löschmenüs gesucht habe, ehe ich die entsprechenden Gesten dafür entdeckt hatte: man muß sich also an einigen Stellen etwas mehr umstellen als an anderen und von liebgewonnenen Konzepten Abschied nehmen.

Das Einstellungsmenü ist ein weiteres Konzept, von dem man sich verabschieden muß. Anders als bei meinen bisherigen Mobiles sind die Einstelloptionen nicht mehr an einer Stelle zusammengefasst, sondern verteilen sich auf die Menüs der jeweiligen Anwendungen - gewöhnungsbedürftig, aber erlernbar.

Die ausschiebbare Tastatur ist auf jeden Fall für kurze Texte ausreichend, SMS, Twitter, IMs und auch eMails lassen sich so recht bequem im Ein-Finger-System schreiben.

Das eingebaute GPS hinterlässt mich etwas zwiegespalten: einige Male funktionierte es überhaupt nicht und erst ein Neustart machte es wieder ansprechbar, sonst tat es ohne zu Murren. Wichtig ist ein freier Blick in den Himmel und auch sonst genug Freiraum um einen herum - auf engen Straßen wird es eher nichts mit der Positionsbestimmung.

Ähnlich wie das GPS erwiesen sich auch andere Funktionen des Prē manchmal etwas träge: so zum Beispiel die Mobilfunk-Datenverbindung oder das eMail-Programm. Ersteres ließ sich erheblich Zeit bis zum Verbindungsaufbau, letzteres bemerkte die neuen Mails erst nach mehrmaligem Check. Der Bootvorgang gehört auch nicht zu den allerschnellsten, ich schätze ihn auf mindestens drei Minuten. Die Backup-Funktion scheint ebenfalls manchmal etwas zu hängen - ein Reboot des Geräts behebt dieses Problem dann.

Was die Zertifikatsverwaltung für IMAPs, POP3s oder auch HTTPs angeht, so ist das Pre recht gewissenhaft: ich musste selbstsignierte Zertifikate erstmal von Hand importieren, ehe mit den so ausgestatteten Servern gesprochen wurde. Sie wurden im DER-Format gewünscht, was sich mit OpenSSL erfreulich einfach herstellen lässt.

Philosphische Diskussionen kann das Palm Pre mit der umfassenden Integration von Cloud-Diensten hervorrufen: beim ersten Einschalten wird obligatorisch ein Profil bei Palm angelegt, das später zur Datensicherung und zum Einkaufen im AppCatalogue genutzt wird.1) Auch sonst macht der Prē nur richtig Spaß, wenn eine Datenverbindung vorhanden ist: selbst die Synchronisation von Adressen ist nicht mehr mit Desktop-Programmen wie Outlook vorgesehen, sondern mit Google Mail oder anderen Anbietern wie Yahoo. Die Updateprüfung führt der Prē auch selbstständig durch und spielt vorliegende Updates unter Umständen auch automatisch ein: beim ersten Anschalten standen 150 MB bereit. Nicht ohne Grund lautet die Empfehlung von Palm:

Datenplan mit unbegrenzter Nutzung wird dringend empfohlen

Bislang ist für das Gerät kein Java verfügbar - was vor allem den Opera Mini mit seiner Kompression und Aufbereitung des WWW für mobile Geräte schmerzlich vermissen lässt. Die Aufbereitung von Webinhalten erfolgt auf ihm eher per App.

Eine Erweiterung des vorhandenen Speichers per Mini- oder Micro-SD-Card ist nicht möglich - die vorhandenen 8 GB sollten aber für die voraussichtliche Nutzungsdauer des Geräts eigentlich ausreichen.

Die Akkulaufzeit ist bei Nutzung nur für Telephonie mit mehreren Tagen ganz annehmbar - jedes weitere Feature wie WLAN, Datenfunk, GPS, Bluetooth schlägt merklich auf die Ausdauer durch.

Die Community des Palm Prē ist zahlreich und lebendig - Palm unterstützt diese auch. Eine Liste von Community-Sites findet sich im Palm-Blog. Abseits des AppCatalogue2) gibt es auch noch Homebrew-Apps.

Insgesamt stellt sich der Palm Prē als brauchbares Smartphone dar, das einige sehr vielversprechende Ideen und Konzepte besitzt.

1)
Bei dieser Registrierung wird übrigens auch eine SMS nach Großbritannien verschickt.

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users/rosenke/blog/20100812-my_pre-cious.txt · Last modified: 2010-08-12 21:19 by rosenke
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