Terrorcamper

Als ich gestern die Überschrift Innenminister wollen Strafe für Terrorcamper gelesen habe, kam ich nicht umhin denken: “Endlich! Endlich wird da mal was unternommen! Es kann ja nicht angehen, daß das unsanktioniert bleibt!”

Fast gleichzeitig kamen mir dann doch erste Zweifel: sollte es wirklich sinnvoll sein, mit den Mitteln des Strafrechts gegen die Exporteure kleinstädtisch-dörflicher deutscher Spießigkeit auf die Campingplätze in Frankreich, Italien und anderen Urlaubsländern vorzugehen? Sollte man wirklich den Einsatz von Gartenzäunen, -zwergen, Fahnenmasten und die Lektüre der B*LD strafrechtlich belangen? Was käme dann als nächstes? Massenverhaftungen von Männern mittleren Alters, die die Kombination Tennissocken, Sandalen und kurze Hosen als taugliche und ästhetisch angemessene Bekleidung sahen? Einführung einer Modepolizei? Razzien auf der Wiesn1) gegen Trachtenträger, die sich diese nur zum Zwecke der Nutzung derselben im Rahmen dieses Volksfestes beschafft haben?

Ehe ich diesen interessanten Überlegungen noch weiter nachhängen konnte, sah ich leider im zugehörigen Artikel, daß es sich wohl um die die Beschreibung der Absicht handelte, den Besuch und die Ausbildung in sogenannten Trainingcamps für Terroristen in Pakistan oder sonstwo (vulgo “Terrorcamps”) unter Strafe zu stellen.

Mal sehen, ob das klappt: Die Wenigsten werden ja einen All-Inclusive-Urlaub im Club Terror buchen und offen zugeben, was sie da machen. Und für eine Verurteilung sind halt schon Beweise nötig, die nicht nur aus Vermutungen und Hören-Sagen bestehen. Aber sicher hat unser anständiger Herr Schäuble auch schon dafür eine Lösung: man sieht es den Leuten einfach an der Nasenspitze an.

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vide Oktoberfest
users/rosenke/blog/20070908-terrorcamper.txt · Last modified: 2007-09-29 19:07 by rosenke
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