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studium:reformation:excerpte [2006-04-06 17:00] – Misc rosenkestudium:reformation:excerpte [2006-04-27 10:44] (current) stephan
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 ===§4 Krisen und Krisenbewältigung=== ===§4 Krisen und Krisenbewältigung===
   * Mißernten   * Mißernten
-  * starke Steiferung der Getreidepreise+  * starke Steigerung der Getreidepreise
   * stärkere Steigerung der Lebensmittelpreise als derjeningen von gewerblichen Erzeugnissen   * stärkere Steigerung der Lebensmittelpreise als derjeningen von gewerblichen Erzeugnissen
   * Absinken der Reallöhne   * Absinken der Reallöhne
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 ====Kirche und Reformation==== ====Kirche und Reformation====
 ===Volksfrömmigkeit und Kirchenkritik=== ===Volksfrömmigkeit und Kirchenkritik===
-  * "un immense appétit du divin" +  * "un immense appétit du divin" (Lucien Febvre) 
-==Devotio moderna== +  Devotio moderna 
-  * Vertiefung der inneren, persönlichen Frömmigkeit, Nähe zur Mystik +    * Vertiefung der inneren, persönlichen Frömmigkeit, Nähe zur Mystik 
-  * Christusfrömmigkeit aus der Schriftlesung +    * Christusfrömmigkeit aus der Schriftlesung 
-  * stärkere ungelenkte Bibellektüre im 15. Jahrhundert (14 hochdeutsche, 4 niederdeutsche Übersetzungen der Bibel) +    * stärkere ungelenkte Bibellektüre im 15. Jahrhundert (14 hochdeutsche, 4 niederdeutsche Übersetzungen der Bibel) 
-==Predigt== +  Predigt 
-  * besonderes Interesse der Gläubigen an der Predigt: Unzufriedenheit mit der sakramentalen Kirche oder Bedürfnis nach rationaler, intellektueller Auseinandersetzung mit Religion +    * besonderes Interesse der Gläubigen an der Predigt: Unzufriedenheit mit der sakramentalen Kirche oder Bedürfnis nach rationaler, intellektueller Auseinandersetzung mit Religion 
-  * Prädikantenstellen häufig mit gebildeteren Theologen besetzt +    * Prädikantenstellen häufig mit gebildeteren Theologen besetzt 
-==Stiftungen== +  Stiftungen 
-  * Vorreformation: Bürger, Kooperationen oder Bauern als Stifter +    * Vorreformation: Bürger, Kooperationen oder Bauern als Stifter 
-  * Stiftungen gab es reichlich, teilweise sogar mehr als davon nutznießende Priester +    * Stiftungen gab es reichlich, teilweise sogar mehr als davon nutznießende Priester 
-==sakramentale Frömmigkeit== +  sakramentale Frömmigkeit 
-  * Elevation der Hostie bereits segensstiftend +    * Elevation der Hostie bereits segensstiftend 
-  * Ausschluß großer Teile der Bevölkerung von der Messe wegen mangelnder Sprachkenntnisse und räumlichen Gegebenheiten +    * Ausschluß großer Teile der Bevölkerung von der Messe wegen mangelnder Sprachkenntnisse und räumlichen Gegebenheiten 
-  * Hostienfrömmigkeit +    * Hostienfrömmigkeit 
-==Schmerzensmannfrömmigkeit== +  Schmerzensmannfrömmigkeit 
-  * leidender, nicht triumphierender Christus als Mittelpunkt der Kontemplation/des Gebets +    * leidender, nicht triumphierender Christus als Mittelpunkt der Kontemplation/des Gebets 
-  * Verehrungen des Blutes +    * Verehrungen des Blutes 
-==Marienfrömmigkeit== +  * Marienfrömmigkeit 
-  * "Rosenkranzfrömmigkeit+    * "Rosenkranzfrömmigkeit" 
-==Wallfahrtswesen==+  * Wallfahrtswesen 
 +    * besonderer Ausdruck der Marienfrömmigkeit 
 +    * starkes Ansteigen von Wallfahrten 
 +  * Heiligenverehrung 
 +    * Fürsprache durch die Heiligen 
 +    * Aufkommen der 14 Nothelfer im 15. Jahrhundert 
 +    * Ursulaschifflein: Depositenbank für Gebete 
 +    * Benennung von Kindern nach Heiligen, germanische Namen werden verdrängt 
 +  * bäuerliche Frömmigkeit nicht nur magisch-animistisch, sondern bei Stiftungen auch darauf ausgelegt die Versorgung mit den (dogmatisch heilsnotwendigen) Sakramenten zu gewährleisten 
 +  * Kirchenkritik 
 +    * Kritik am Papsttum: "gravamina deutscher Nation", Wendung gegen Einflußnahme der Kurie im Reich bei Besetzung von Ämtern und Gebühren für kirchliche Vorgänge zur "Finanzierung des Renaissance-Papsttums" 
 +    * Kritik am Klerus 
 +      * mangelhafte Seelsorge, zweifelhafter moralischer Lebenswandel, geringe theologische Bildung 
 +      * Gründe: Inkorporationen, Pfründenkumulation 
 +      * Hoher Klerus: weitgehend Adlige, für die keine angemessene Beteiligung am Familienerbe möglich war, i.e. nachgeborene Söhne etc. 
 +    * Kritik am geistlichen Gericht: hohe und harte Strafen 
 +    * Kritik an der Theologie: Kritik an der Scholastik, auch wegen Spitzfindigkeiten 
 +    * Kirchenkritik heftig, aber mit weniger theologischer Substanz als im Mittelalter 
 +    * Ablasswesen 
 +      * Mißbrauch als Einnahmequelle 
 +      * Mißverständnis des Ablaßes bei den Gläubigen 
 + 
 +===Die theologischen Grundpositionen und deren Folgen für die Ethik und Politik=== 
 +  * Prozesse, nicht von Anfang an geschlossene Systeme 
 + 
 +==Martin Luther== 
 +  * Luther steht zwar in katholischer Tradition, jedoch sind seine Neuerungen hinreichend groß, daß seine Lehre als etwas neues und anderes wahrgenommen wird 
 +  * eigene Erfahrung: Sündhaftigkeit und Wirkunglosigkeit der kirchlichen Gnadenmittel 
 +  * Abkehr von Wilhelm von Ockham: Mensch besitzt keine natürliche Fähigkeit zur Liebe zu Gott 
 +  * Abkehr von der Werkgerechtigkeit 
 +  * Glaube an Gott ermöglicht, daß der Mensch von Gott gerechtfertigt wird 
 +  * Demut, Demütigung und Gewissensangst als Wege zur Gerechtigkeit 
 +  * Mensch als Objekt an dem Gott wirkt 
 +  * //simul iustus et peccator//: der Mensch kann nach der Wahrnehmung der Sündhaftigkeit durch Gott gerechtfertigt werden. //sola fide//, //sola gratia// 
 +  * das Mittel, um zum Glauben zu kommen ist das Evangelium: //sola scriptura//, womit die Institution Kirche als Verwalterin der heilsbringenden Sakramente überflüssig wird 
 +  * das Evangelium (als Bericht über Christi Leben) erhält bei Luther sakramentale Wirkung 
 +  * eigentlich nur ein Sakrament: Christus. Taufe und Abendmahl eigentlich nur sakramentale Zeichen 
 +  * Auslegung des Evangeliums bisher Sache der Kirche 
 +  * Luther macht Evangelium autonom: //sui ipsius interpres// 
 +  * Dogma und Kirchenrecht werden damit obsolet: Freiheit 
 +  * (christliche) Freiheit: Wurzel in der Rechtfertigungslehre, Gewissen 
 +  * Freiheit != freier Wille, keine politische Freiheit, wirkte gegen Menschenrechte bei Ulrich Zasius und Erasmus 
 +  * Kirche ist Gemeinschaft Christi mit den Seinen, Gemeinschaft der Gläubigen 
 +  * Priestertum aller Gläubigen, Verkündigung konstitutionell für Kirche 
 +  * Gemeinde als Basis, Wahl des Seelsorgers, Bestimmung der richtigen Lehre 
 +  * Luther und Beruf 
 +    * Ablehnung von Mönchtum/Werkgerechtigkeit 
 +    * "sittliche Qualifizierung des weltlichen Berufslebens(Max Weber, 56) 
 +    * Weiterentwicklung des Berufs durch Calvinismus 
 +    * Zugleich bei Luther: nur Gottlose streben nach Gewinn 
 +    * Fazit (57) 
 +  * Luther und die Obrigkeit 
 +    * Zwei-Reiche-Lehre: geistliches und weltliches Regiment (auf gleicher Ebene, beide von Gott eingesetzt) 
 +      * geistliches Regiment: wird von Gott in der Kirche durch das Wort ausgeübt 
 +      * weltliches Regiment: um die Welt vor Vernichtung durch die Nicht-Gläubigen zu bewahren, wird durch (die von Gott eingesetzte) Obrigkeit ausgeübt 
 +        * Folge des Sündenfalls 
 +        * Notordnung 
 +        * Obrigkeit Vater 
 +      * Folge: statische Staatsauffassung 
 +  * Luther und das Haus 
 +    * drei Stände: 
 +      * status ecclesiasticus 
 +      * status politicus 
 +      * status oeconomicus 
 +    * jeder ist in jedem Stand 
 +  * Luther in Bezug auf die Obrigkeit nahe an Paulus: Paulus lebte jedoch nahe der Endzeit 
 +  * Summa 61 ff. 
 + 
 +==Huldrich Zwingli=
 +  * schmalerer kirchlicher und staatlicher Hintergrund als Luther 
 +  * zunächst wirksamer als Luther 
 +  * Herkunft aus dem Toggenburg (Herrschaft St. Gallen) 
 +  * Nähe zu Erasmus, nationaler und christlicher Humanismus 
 +  * sozialkrisitischer Ansatz aus seinen Erfahrungen als Feldprediger: Verurteilung des Solddienstes 
 +  * Zwingli in der Substanz der Rechtfertigungslehre nahe bei Luther: sola gratia, sola scriptura, sola fide; gleiches Kirchenverständnis 
 +  * Unterschiede zu Luther in der Christologie: assumtio carnis in Jesus, jedoch bei Luther Gott und Mensch gleichwertig, bei Zwingli Gott aktiv und Mensch passiv bei der assumptio carnis 
 +  * Luther erkennt in Evangelium und Gesetz Gegensatz 
 +  * Zwingli: Evangelium und Gesetz vereinigen sich in den Herzen der Gläubigen, was zu einer stärkeren innerweltlichen Relevanz führt. Früh theokratische/staatskirchliche Züge. 
 +  * Obrigkeit 
 +    * gleiche Axiome: der Mensch ist der Obrigkeit Untertan 
 +    * Luther gesteht nur passiven Widerstand in Glaubensfragen zu 
 +    * Zwingli gesteht auch aktiven Widerstand zu, wenn die Gesetze gegen Gottes Gesetz laufen 
 +    * bei Zwingli kommt die Legitimität der Herrschaft in der Konformität derselben mit dem Evangelium zum Ausdruck 
 +    * gegen andere Menschen: Naturgesetz (Bergpredigt) als Gesetz 
 +    * Erbsünde als Begründung falls Obrigkeit nicht den Prinzipien entspricht 
 +    * Naturgesetz erschließt sich nur den Gläubigen 
 +    * positives Recht des Staates muß sich dem Naturgesetz anpassen 
 +    * Volk muß zur Erkenntnis des Naturgesetzes geführt werden - immer nur näherungsweise möglich 
 +    * geregelte Absetzung, falls Obrigkeit nicht eine christliche ist 
 +    * beste Staatsform: Aristokratie/Republik 
 +    * kirchliche und politische Gemeinde konnten ineinander aufgehen 
 +  * Ablehnung der Realpräsenz Christi in Brot und Wein: Christus ist in der Gemeinde anwesend 
 +  * menschliche Gerechtigkeit ist Obrigkeit, daher göttlichem Willen entsprungen 
 +  * bei Zwingli die Gerechtigkeiten/Gesetze nicht strikt in zwei Reiche getrennt, sondern komplementär 
 +  * getrennt durch die Erbsünde, entspringend aus dem göttlichen Willen 
 +  * summa (72) 
 + 
 +==Thomas Müntzer== 
 +  * Reformator der DDR (vgl. Hus in der CSSR) 
 +  * nach marxistischer Forschung Sozialrevolutionär, der sich nicht anders als theologisch ausdrücken konnte 
 +  * Begegnung mit Luther (1519), Oekolampad/Hubmaier (1524) 
 +  * Führer im Bauernkrieg 
 +  * gewaltsames Vorgehen gegen Herren und Fürsten, die nicht dem Evangelium folgen 
 +  * Gleichheit der Menschen vor Gott entspricht Gleichheit der Menschen untereinander 
 +  * Schrift nicht letzte Autorität: nur Schrift bedeutet toter Glaube 
 +  * Gott offenbart sich //im Herz//, ermöglicht wird diese Offenbarung durch den Geist 
 +  * Gott offenbart sich permanent 
 +  * Dialektik von Wort und Geist ursprünglich auch bei Luther, der sie dann aber wegen "Schwärmerei" etc. preisgegeben hat 
 +  * Kreuzeserfahrung zentral: der Mensch muß sich mit Jesus kreuzigen lassen, um christusförmig zu werden 
 +  * durch die Kreuzeserfahrung erfolgt auch die Rechtfertigung 
 +  * Erlösung geschieht im hier und jetzt, Aufhebung des Unterschieds zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt 
 +  * Müntzer gesteht Mensch freien Willen zu 
 +  * der Gerechtfertigte ist seiner Kreatürlichkeit entflohen, also nur noch //iustus// 
 +  * Gerechtfertigte ("Auserwählte") müssen die "Gottlosen" vernichten, sie kennen auch Gottes Willen -> Revolutionstheologie 
 +  * keine objektiven Kriterien für den Status des Auserwählten 
 +  * jeder Aufständische muß selbst feststellen, ob er gelassen ist 
 +  * keine Staatsform 
 + 
 +===Das Spekrum der Reformationstheologie - Zusammenfassung=== 
 +  * Luther: Reduktionstheologie, nur Bibel, Zerstörung der Lehrautorität der Kirche 
 +  * dialektische Struktur der lutherischen Theologie, bei anderen Reformatoren Aufhebung 
 +  * Luthers Denken prozessual 
 +  * Hauptrichtungen: 
 +    * Wittenberger Theologen: weitgehend unmodifizierte Übernahme (z.B. Brenz) 
 +    * christliche Humanisten: 
 +      * Stadtreformation 
 +      * Bibel als alleinige Autorität, jedoch Gesetzescharakter der Schrift (Zwingli, Oekolampad, Butzer) 
 +    * mystische Geisttheologen (Müntzer): 
 +      * Betonung des Geistes des Evangeliums 
 +      * mystische Tradition 
 +      * nur eigene Erfahrung Maßstab, nicht Evangelium. 
 +      * Konsequenz: Absonderung und Revolution 
 +  * Gemeinsamkeiten: 
 +    * Unmittelbarkeit zwischen Mensch und Gott 
 +    * Rückführung der Theologie auf das Evangelium 
 +    * stärkere Inpflichtnahme des Menschen für das Gemeinwesen 
 +    * Reformation als Fortsetzung des Individuums aus dem Humanismus 
 +    * "Prinzip der Kritik" ermöglicht die kirchliche Auslegung der Schrift als Zutat und Verkürzung zu interpretieren und Papst und Konzilien anzufechten 
 +    * aktive Beteiligung am politischen und gesellschaftlichen Leben, "civic humanism" 
 + 
 +====Gesellschaft und Reformation==== 
 +  * Aneignung: traditionelle Formen wie Theaterspiele, Umzüge und Liturgie. Flugschriften hauptsächlich mit theologischem Inhalt 
 +  * ständische Gesellschaft: pugnatores, oratores und laboratores 
 + 
 +===Adelige Rezeption der Reformationstheologie=== 
 +  * größte Erfolge und stärkste Anhängerschaft beim (Nieder-)Adel, der sich in seiner gesellschaftlichen Position durch das Bürgertum bedroht sah 
 +  * Wirtschaftskrise (Agrardepression) 
 +  * Territorialstaatsbildung 
 +  * Wandel der Kriegstechnik 
 +  * Franz von Sickingen: Condotiere, Propagator der Reformation 
 +  * Ansage der Fehde durch Sickingen an Kurtrier 
 +  * 1523 belagerung Kurtriers durch Sickingen 
 +  * Scheitern Sickingens schaltet Ritter/Niederadel aus der Reformation aus 
 + 
 +===Die Reformation - ein "urban event"?=== 
 +  * Gegenbewegung zur Forschungsmeinung von Reformation als politisch-landesfürstliche Sache 
 +  * Stadtrecht außerhalb Lehens-/Landrecht 
 + 
 +==Grundzüge der spätmittelalterlichen Stadt== 
 +  * Verfassung: 
 +    * Reichsstadt (ca. 60, Staufer-, Bischofsstädte) % Landstadt 
 +    * patrizisch % zünftisch 
 +  * Wirtschaft: 
 +    * Progress % Stagnation (rückläufige Bevölkerung, Verlust der Reichsunmittelbarkeit durch Verpfändung) 
 +    * Kleinstadt: Ackerbürger 
 +    * Mittelstadt: Handwerk und Gewerbe 
 +    * Großstadt: Spezialhandwerk und Fernhandel 
 +  * Gesellschaft: 
 +    * Zunft: gleiche Erwerbschancen unter Primat der Auskömmlichkeit 
 +    * zunehmende Polarisierung: Reich % Arm 
 +    * Kollektivierung der unteren Schichten 
 +    * Individualisierung der oberen Schichten, u.a. durch Bildung 
 +  * summa (108) 
 +    * städtische Autonomie gegen Landesfürst 
 +    * Gemeinde (breite politische Entscheidung) % Oligarchisierung 
 +    * Spannungen zwischen lohnabhängiger Arbeit und Frühkapitalismus 
 + 
 +==Die Reformation in den Städten== 
 +  * Nürnberg 
 +    * patrizische, große Reichsstadt 
 +    * Reformation vom Rat getragen? -> möglicher Aufruhr der Handwerker 
 +  * Memmingen 
 +    * zünftische, mittlere Reichsstadt 
 +    * Gemeindereformation: getragen von Unterschicht und Intelligenzija 
 +  * Kitzingen 
 +    * kleine Landstadt 
 +    * Gemeindebewegung mit radikalen Tendenzen 
 +    * exklusive Fürstenreformation 
 + 
 +==Die Systematisierung der Stadtreformation== 
 +  * Motive der Stadt für die Annahme der Reformation 
 +    * exklusive städtische Gerichtsbarkeit 
 +    * Kommunalisierung der Kirche 
 +    * Rationalisierung von Religion und Frömmigkeit 
 +    * geistliche Autonomie der Gemeinde entspricht dem Streben nach politischer Autonomie durch die Stadt 
 +    * Süd- vor Norddeutschland wegen Zwingli, Luther war nicht paßgenau für Städte 
 +  * Träger 
 +    * Modell der Ratsreformation eher überholt 
 +    * "bürgerliche Reformation" durch Aufstände durchgesetzt 
 +    * Gemeindereformation 
 +  * Normative Zentrierung 
 +    * keine lutherische Dialektik, sondern Evangelium ist Gesetz 
 + 
 +===Evangelium versus Feudalismus=== 
 +==Feudale Ordnung und bäuerliche Gesellschaft== 
 +  * Grund-/Leib-/Gerichtsherr 
 +  * Gemeinde 
 +  * Veränderungen 
 +    * wirtschaftlich: Landmangel 
 +    * politisch: Intensivierung der Herrschaft 
 +    * sozial: Verschärfung des Gegensatzes zwischen Arm und Reich 
 +  * politische Mündigkeit durch die Gemeinde erzeugt politisches Bewußtsein 
 + 
 +==Reformatorische Vorstellungen der Bauern== 
 +  * Theologische Bildung auch bei Bauern 
 +  * Forderung nach 
 +    * Einsetzung des Pfarrers durch die Gemeinde 
 +    * Predigt des reinen Evangeliums 
 +    * Lehrentscheidungen durch die Gemeinde 
 +    * Residenz des Pfarrers 
 +    * //wohlfeile Kirche// 
 +  * Ablehnung des geistlichen Gerichts 
 + 
 +==Die Bedrohung der feudalen Ordnung durch die Revolution von 1525== 
 +  * zwölf Artikel 
 +    * Beschwerdeschrift 
 +    * Reformprogramm 
 +    * revolutionäres Manifest 
 +    * Berufung auf das Evangelium 
 +  * Verdammung der zwölf Artikel durch Luther, da sie die Obrigkeit ihrer Gewalt/ihres Rechts berauben 
 +  * dito Melanchton: lieber Leiden als Aufruhr 
 +  * Zwingli bezieht keine prinzipielle Stellung dagegen, er billigt die Aufstände jedoch auch nicht 
 +  * Umsetzung des Evangeliums ins politische nur bei den oberdeutschen, nicht bei den wittenbergern Reformatoren 
 +  * Bauern als neues Volk Israel, das aus der Sklaverei geführt wird 
 +  * Forderung nach Aufhebung der Leibeigenschaft 
 +  * Luthers Freiheit entspricht Gewissensfreiheit 
 +  * Ablehnung der Leibeigenschaft durch Erasmus von Rotterdam, Rechtsbücher und teilweise Juristen 
 +  * Reichstag erwägt Ablösung der Leibeigenschaft durch Freikauf 
 +  * März 1525: erste Übergriffe gegen Adel und Geistlichkeit 
 +  * Anschluß der Städte an den Aufstand - auch großer Städte wie Würzburg und Bamberg 
 +  * teilweise auch Anschluß von Reichsstädten: z.B. Heilbronn 
 +  * Tirol/Salzburg: Fraternisierung der Bergknappen 
 +  * **Aufstand des gemeinen Mannes** 
 +  * Erfolge der Bauern führen zu einem Machtvakuum 
 +    * kooperativ-bündische Verfassungen 
 +    * Beibehaltung der alten Institutionen mit einer Verlagerung auf den gemeinen Mann 
 +    * Modelle bleiben unverwirklicht 
 +  * Niederwerfung der des Bauernaufstands zwischen Mitte Mai und Anfang Juni 1525 
 +  * grausame Niederwerfung, aber in der Folge zahlreiche vertraglichen Lösungen 
 +  * Republik Graubünden (1525) 
 + 
 +==Revolution und Reformation - vom Zusammenhang der Erscheinungen== 
 +  * Prinzip des mündigen Christen: Reformation verhalf "Gemeinde" zum Durchbruch 
 +  * Prinzip der göttlichen Gerechtigkeit 
 +    * Altes Recht bietet kein Konfliktlösungspotential mehr 
 +    * nur das dem Evangelium gemäße Recht soll weiter bestehen 
 +    * Reformation wurde durchaus verstanden, sonst wäre sie insgesamt ein Mißverständnis 
 +    * Ablehnung der Gewalt durch Luther & Co. 
 +  * frühbürgerliche Revolution 
 + 
 +===Die Marginalisierung reformatorischer Kleingruppen - der Exodus der Täufer aus der Geschichte=== 
 +  * Theologie der Täufer 
 +  * Hauptgruppen 
 +    * Schweizer Täufer 
 +      * Theologie Zwinglis: strenger Biblizismus, Radikale Erneuerung, Gemeindeautonomie 
 +      * aber: Separatismus, Anti-obrigkeitliche Haltung 
 +      * Taufe als Stiftung der Gemeinschaft mit Gott 
 +      * Zwingli läßt gegen Täufer vorgehen 
 +      * Gemeindechristentum 
 +    * Hutsche Täufer 
 +      * Orientierung an Müntzer und Karlstadt 
 +      * nicht Widerspruch gegen eine verfälschte Reformation, sondern Ausrichtung auf das Eschaton 
 +      * Wassertaufe und eschatologische Taufe 
 +    * Melchioriten 
 +      * von Luther beeinflußt 
 +      * kein Aufbegehren gegen die Obrigkeit, aber Rache an den Gottlosen, Münster 
 +  * soziale Zusammensetzung 
 +    * keine Massenbewegung 
 +    * Handwerker und Bauern, andere Schichten eher ablehnend 
 +  * Verbindungen zwischen Bauernkrieg und Täufern 
 +  * obrigkeitliche Argumente für die Verfolgung der Täufer 
 +    * Verweigerung des Kriegsdienstes 
 +    * Sozialisierung der Güter 
 +    * Ablehnung von Ämtern 
 +    * Verweigerung des Eides 
 +    * Verbreitung eines falschen Glaubens 
 + 
 +===Reformation und Gesellschaft - modellhafte Deutungsversuche=== 
 +  * Volksreformation (Moisej Mendelebitsch Smirin): Umgestaltung des materiellen Lebens durch das Volk (ie. Bauern und Plebejer) 
 +  * Gemeindereformation (Blickle, Mitterauer): Reformation als Umsetzung der dörflichen bzw. städtischen Gemeindeverfassung in die Theologie (vgl. 186) 
 +  * reformatorische Bewegungen (H.-J. Goertz): verschiedene Bewegungen, die als Gemeinsamkeiten das Evangelium und Antiklerikalismus haben 
 + 
 +====Staat und Reformation==== 
 + 
 +===Zwischen Worms und Speyer - die territorialstaatliche Verfestigung der Reformation=== 
 +  * zögerliches Vorgehen gegen Luther nicht aus Sympathie für ihn, sondern um einen Auftstand zu verhindern 
 +  * Lösung der Lutherfrage durch ein (freies) Universal-/Nationalkonzil, das 1524 von Karl V. verboten wird 
 +  * Speyerer Reichstag 1526 
 +    * Versuch der Obrigkeiten die Reformation in die Hand zu bekommen: Bändigung, Angst vor Aufstand 
 +    * Empörerordnung 
 +    * Verbesserung der sozio-ökonomischen Lage der Bauern 
 +  * nach 1525 nimmt Luther von den alten Auffassungen bezüglich Pfarrerwahl und Lehrprimat Abstand 
 +  * Kirchenvisitationen: Vereinfachung des Kultus, Aussondern ungeeigneter Geistlicher, Kirchenvermögen in staatliche Verwaltung, Auflösung der geistlichen Gerichte 
 +  * Musterbeispiel für die Verobrigkeitlichung der Reformation: Landgrafschaft Hessen (194f.) 
 +  * ab 1526: Bildung von Konsistorien, Schwächung der Gemeinde 
 +  * Steigerung der Macht und Autorität der Landesherrn: Notbischöfe, Wegfall der Prälatenbank in den Landtagen 
 +  * Reichstag in Speyer 1529: 
 +    * Festschreibung des status quo 
 +    * katholische Messe soll erlaubt sein 
 +    * Reichsweites Verbot der Täufer 
 +    * Lösung durch Konzil 
 +    * Protestation 
 +      * keine Gewissensentscheidung 
 +      * Ausschluß der Täufer 
 +      * geistliche Landesherrn vollziehen keinen Wechsel 
 +  * Reichstag in Augsburg 1530: 
 +    * Confessio Augustana (Luther) 
 +    * Confessio Tetrapolitana (Straßburg, Konstanz, Memmingen, Lindau) 
 +    * Ratio fidei (Zwingli) 
 +    * Confutatio 
 +  * Karl V. bezieht erst 1530 konfessionell Position 
 + 
 +==Reich oder Fürsten== 
 +==Eidgenossenschaft oder Magistrate== 
 + 
 +===Kappeler Krieg und Schmalkaldischer Krieg=== 
 +  * 1. Kappeler Landfriede 
 +  * Zürich versucht Bündnis gegen die Altgläubigen zu bilden 
 +  * Revision der Zwangsreformation im Reich 
 +  * Religionsentscheid bleibt bei den einzelnen Orten 
 +  * 1531: Schmalkaldischer Bund (Kursachsen 207) 
 +  * Luther billigt den Bund nicht, da er die Möglichkeiten des Widerstandes überschritt 
 +  * Schmalkaldischer Bund: 
 +    * defensiv 
 +    * 12.000 Mann 
 +    * Hauptmannschaft wechselt halbjährlich zwischen Sachsen und Hessen 
 +  * Nürnberger Anstand 1532: Waffenstillstand zwischen den Parteien bis zu einem Konzil wegen Türkenhilfe 
 +  * nach Nürnberger Anstand gewaltsame Rückführung des Herzogs Ulrich von Württemberg 
 +  * Annäherung zwischen Luther und Zwingli bezüglich Abendmahl 
 +  * Wittenberger Konkordie 1536: Ausgleich bezüglich Abendmahl zwischen Wittenbergern und Straßburgern 
 +  * Durchsetzung des Luthertums im Reich, Verdrängung des Zwinglianismus aus dem Reich 
 +  * Katholizismus nur mehr in den reichsunmittelbaren geistlichen Territorien, sowie Bayern und Österreich 
 +  * Politik Karls V. 
 +    * diplomatische Bemühungen um Generalkonzil 
 +    * Religionsgespräch 1540/41 
 +    * schmalkaldischer Krieg 
 +  * Augsburger Interim 1548: Erhalt von Laienkelch und der Ehe bereits verheirateter Geistlicher 
 +  * keine kriegerische Lösung möglich 
 + 
 +==Kofessionalisierung als politische Verwertung der Reformation - Zusammenfassung== 
 +  * politische Entwicklung: 
 +    * vor der Reformation: Territorilisierung und Intensivierung 
 +    * Säkularisierung/Aufhebung der geistlichen Gerichte wirken verstärkend 
 +  * gesellschaftliche Entwicklung: 
 +    * Kommunalisierung respektive Rückbau 
 +  * Konfessionalisierung 
 +    * Reinhard: 218 
 +    * Schilling: 220 
 +  * Verhäuslichung der Frau 
 + 
 +====Die Reformation - eine Epochenwende im Reich? Zusammenfassung==== 
 +  * summa summarum (233)
studium/reformation/excerpte.1144335618.txt · Last modified: 2006-04-06 19:55 (external edit)
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