======Reformation Excerpte====== =====Reinhard: Reichsreform und Reformation (Gebhardt)===== ====Wirtschaft, Gesellschaft, Verfassung um 1500==== ===§1 Grundlagen und Grundfragen=== * Großfamilie Ausnahme in der Unterschicht, auch dort herrschte aus Platzmangel und dergleichen Klein-/Kernfamilie (4-6 Personen, in der Stadt eher weniger) vor, Großfamilie Phänomen der Oberschicht * durch die Reformation verloren Frauen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung * ständische Gesellschaft, auch nicht durch die Reformation aufgebrochen ===§3 Städtische Welt=== ==Stadt und Land== * Definition der Stadt über Stadtrecht unzureichend * Irsigler: Siedlung relativer Größe mit verdichteter, gegliederter Bebauung, beruflich differenzierter und sozial geschichteter Bevölkerung und mehreren zentralen Funktionen politisch-herrschaftlich-militärischer, wirtschaftlicher und kultisch-kultureller Art für eine bestimmte Region * Blaschke: 13 Merkmale, die aber so selten vorkamen * Kießling: Stadt zentraler Ort hoher Stufe in der der Hierarchie des jeweiligen zentralörtlichen Systems * Stadt meistens auch noch ländlich geprägt ==Bürger und Einwohner== * keine Egalität: Patrizier, Bürger mit Bürgerrecht, Einwohner, Unselbstständige * Republik ohne Demokratie ==Gewerbe und Handel== * Ost-West-Achse des Lebensmittelfeschäfts * Südost-Nordwest-Achse des Metall-, Textil- und Gewürzgeschäftes ===§4 Krisen und Krisenbewältigung=== * Mißernten * starke Steigerung der Getreidepreise * stärkere Steigerung der Lebensmittelpreise als derjeningen von gewerblichen Erzeugnissen * Absinken der Reallöhne * Ausbau der Armenfürsorge und Unterstellung unter die obrigkeitliche Aufsicht (sowohl in den reformierten Gebieten, wie auch den katholischen), siehe Reichspolizeiordnungen 1530/1548 =====Blickle: Reformation im Reich===== ====Kirche und Reformation==== ===Volksfrömmigkeit und Kirchenkritik=== * "un immense appétit du divin" (Lucien Febvre) * Devotio moderna * Vertiefung der inneren, persönlichen Frömmigkeit, Nähe zur Mystik * Christusfrömmigkeit aus der Schriftlesung * stärkere ungelenkte Bibellektüre im 15. Jahrhundert (14 hochdeutsche, 4 niederdeutsche Übersetzungen der Bibel) * Predigt * besonderes Interesse der Gläubigen an der Predigt: Unzufriedenheit mit der sakramentalen Kirche oder Bedürfnis nach rationaler, intellektueller Auseinandersetzung mit Religion * Prädikantenstellen häufig mit gebildeteren Theologen besetzt * Stiftungen * Vorreformation: Bürger, Kooperationen oder Bauern als Stifter * Stiftungen gab es reichlich, teilweise sogar mehr als davon nutznießende Priester * sakramentale Frömmigkeit * Elevation der Hostie bereits segensstiftend * Ausschluß großer Teile der Bevölkerung von der Messe wegen mangelnder Sprachkenntnisse und räumlichen Gegebenheiten * Hostienfrömmigkeit * Schmerzensmannfrömmigkeit * leidender, nicht triumphierender Christus als Mittelpunkt der Kontemplation/des Gebets * Verehrungen des Blutes * Marienfrömmigkeit * "Rosenkranzfrömmigkeit" * Wallfahrtswesen * besonderer Ausdruck der Marienfrömmigkeit * starkes Ansteigen von Wallfahrten * Heiligenverehrung * Fürsprache durch die Heiligen * Aufkommen der 14 Nothelfer im 15. Jahrhundert * Ursulaschifflein: Depositenbank für Gebete * Benennung von Kindern nach Heiligen, germanische Namen werden verdrängt * bäuerliche Frömmigkeit nicht nur magisch-animistisch, sondern bei Stiftungen auch darauf ausgelegt die Versorgung mit den (dogmatisch heilsnotwendigen) Sakramenten zu gewährleisten * Kirchenkritik * Kritik am Papsttum: "gravamina deutscher Nation", Wendung gegen Einflußnahme der Kurie im Reich bei Besetzung von Ämtern und Gebühren für kirchliche Vorgänge zur "Finanzierung des Renaissance-Papsttums" * Kritik am Klerus * mangelhafte Seelsorge, zweifelhafter moralischer Lebenswandel, geringe theologische Bildung * Gründe: Inkorporationen, Pfründenkumulation * Hoher Klerus: weitgehend Adlige, für die keine angemessene Beteiligung am Familienerbe möglich war, i.e. nachgeborene Söhne etc. * Kritik am geistlichen Gericht: hohe und harte Strafen * Kritik an der Theologie: Kritik an der Scholastik, auch wegen Spitzfindigkeiten * Kirchenkritik heftig, aber mit weniger theologischer Substanz als im Mittelalter * Ablasswesen * Mißbrauch als Einnahmequelle * Mißverständnis des Ablaßes bei den Gläubigen ===Die theologischen Grundpositionen und deren Folgen für die Ethik und Politik=== * Prozesse, nicht von Anfang an geschlossene Systeme ==Martin Luther== * Luther steht zwar in katholischer Tradition, jedoch sind seine Neuerungen hinreichend groß, daß seine Lehre als etwas neues und anderes wahrgenommen wird * eigene Erfahrung: Sündhaftigkeit und Wirkunglosigkeit der kirchlichen Gnadenmittel * Abkehr von Wilhelm von Ockham: Mensch besitzt keine natürliche Fähigkeit zur Liebe zu Gott * Abkehr von der Werkgerechtigkeit * Glaube an Gott ermöglicht, daß der Mensch von Gott gerechtfertigt wird * Demut, Demütigung und Gewissensangst als Wege zur Gerechtigkeit * Mensch als Objekt an dem Gott wirkt * //simul iustus et peccator//: der Mensch kann nach der Wahrnehmung der Sündhaftigkeit durch Gott gerechtfertigt werden. //sola fide//, //sola gratia// * das Mittel, um zum Glauben zu kommen ist das Evangelium: //sola scriptura//, womit die Institution Kirche als Verwalterin der heilsbringenden Sakramente überflüssig wird * das Evangelium (als Bericht über Christi Leben) erhält bei Luther sakramentale Wirkung * eigentlich nur ein Sakrament: Christus. Taufe und Abendmahl eigentlich nur sakramentale Zeichen * Auslegung des Evangeliums bisher Sache der Kirche * Luther macht Evangelium autonom: //sui ipsius interpres// * Dogma und Kirchenrecht werden damit obsolet: Freiheit * (christliche) Freiheit: Wurzel in der Rechtfertigungslehre, Gewissen * Freiheit != freier Wille, keine politische Freiheit, wirkte gegen Menschenrechte bei Ulrich Zasius und Erasmus * Kirche ist Gemeinschaft Christi mit den Seinen, Gemeinschaft der Gläubigen * Priestertum aller Gläubigen, Verkündigung konstitutionell für Kirche * Gemeinde als Basis, Wahl des Seelsorgers, Bestimmung der richtigen Lehre * Luther und Beruf * Ablehnung von Mönchtum/Werkgerechtigkeit * "sittliche Qualifizierung des weltlichen Berufslebens" (Max Weber, 56) * Weiterentwicklung des Berufs durch Calvinismus * Zugleich bei Luther: nur Gottlose streben nach Gewinn * Fazit (57) * Luther und die Obrigkeit * Zwei-Reiche-Lehre: geistliches und weltliches Regiment (auf gleicher Ebene, beide von Gott eingesetzt) * geistliches Regiment: wird von Gott in der Kirche durch das Wort ausgeübt * weltliches Regiment: um die Welt vor Vernichtung durch die Nicht-Gläubigen zu bewahren, wird durch (die von Gott eingesetzte) Obrigkeit ausgeübt * Folge des Sündenfalls * Notordnung * Obrigkeit = Vater * Folge: statische Staatsauffassung * Luther und das Haus * drei Stände: * status ecclesiasticus * status politicus * status oeconomicus * jeder ist in jedem Stand * Luther in Bezug auf die Obrigkeit nahe an Paulus: Paulus lebte jedoch nahe der Endzeit * Summa 61 ff. ==Huldrich Zwingli== * schmalerer kirchlicher und staatlicher Hintergrund als Luther * zunächst wirksamer als Luther * Herkunft aus dem Toggenburg (Herrschaft St. Gallen) * Nähe zu Erasmus, nationaler und christlicher Humanismus * sozialkrisitischer Ansatz aus seinen Erfahrungen als Feldprediger: Verurteilung des Solddienstes * Zwingli in der Substanz der Rechtfertigungslehre nahe bei Luther: sola gratia, sola scriptura, sola fide; gleiches Kirchenverständnis * Unterschiede zu Luther in der Christologie: assumtio carnis in Jesus, jedoch bei Luther Gott und Mensch gleichwertig, bei Zwingli Gott aktiv und Mensch passiv bei der assumptio carnis * Luther erkennt in Evangelium und Gesetz Gegensatz * Zwingli: Evangelium und Gesetz vereinigen sich in den Herzen der Gläubigen, was zu einer stärkeren innerweltlichen Relevanz führt. Früh theokratische/staatskirchliche Züge. * Obrigkeit * gleiche Axiome: der Mensch ist der Obrigkeit Untertan * Luther gesteht nur passiven Widerstand in Glaubensfragen zu * Zwingli gesteht auch aktiven Widerstand zu, wenn die Gesetze gegen Gottes Gesetz laufen * bei Zwingli kommt die Legitimität der Herrschaft in der Konformität derselben mit dem Evangelium zum Ausdruck * gegen andere Menschen: Naturgesetz (Bergpredigt) als Gesetz * Erbsünde als Begründung falls Obrigkeit nicht den Prinzipien entspricht * Naturgesetz erschließt sich nur den Gläubigen * positives Recht des Staates muß sich dem Naturgesetz anpassen * Volk muß zur Erkenntnis des Naturgesetzes geführt werden - immer nur näherungsweise möglich * geregelte Absetzung, falls Obrigkeit nicht eine christliche ist * beste Staatsform: Aristokratie/Republik * kirchliche und politische Gemeinde konnten ineinander aufgehen * Ablehnung der Realpräsenz Christi in Brot und Wein: Christus ist in der Gemeinde anwesend * menschliche Gerechtigkeit ist Obrigkeit, daher göttlichem Willen entsprungen * bei Zwingli die Gerechtigkeiten/Gesetze nicht strikt in zwei Reiche getrennt, sondern komplementär * getrennt durch die Erbsünde, entspringend aus dem göttlichen Willen * summa (72) ==Thomas Müntzer== * Reformator der DDR (vgl. Hus in der CSSR) * nach marxistischer Forschung Sozialrevolutionär, der sich nicht anders als theologisch ausdrücken konnte * Begegnung mit Luther (1519), Oekolampad/Hubmaier (1524) * Führer im Bauernkrieg * gewaltsames Vorgehen gegen Herren und Fürsten, die nicht dem Evangelium folgen * Gleichheit der Menschen vor Gott entspricht Gleichheit der Menschen untereinander * Schrift nicht letzte Autorität: nur Schrift bedeutet toter Glaube * Gott offenbart sich //im Herz//, ermöglicht wird diese Offenbarung durch den Geist * Gott offenbart sich permanent * Dialektik von Wort und Geist ursprünglich auch bei Luther, der sie dann aber wegen "Schwärmerei" etc. preisgegeben hat * Kreuzeserfahrung zentral: der Mensch muß sich mit Jesus kreuzigen lassen, um christusförmig zu werden * durch die Kreuzeserfahrung erfolgt auch die Rechtfertigung * Erlösung geschieht im hier und jetzt, Aufhebung des Unterschieds zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt * Müntzer gesteht Mensch freien Willen zu * der Gerechtfertigte ist seiner Kreatürlichkeit entflohen, also nur noch //iustus// * Gerechtfertigte ("Auserwählte") müssen die "Gottlosen" vernichten, sie kennen auch Gottes Willen -> Revolutionstheologie * keine objektiven Kriterien für den Status des Auserwählten * jeder Aufständische muß selbst feststellen, ob er gelassen ist * keine Staatsform ===Das Spekrum der Reformationstheologie - Zusammenfassung=== * Luther: Reduktionstheologie, nur Bibel, Zerstörung der Lehrautorität der Kirche * dialektische Struktur der lutherischen Theologie, bei anderen Reformatoren Aufhebung * Luthers Denken prozessual * Hauptrichtungen: * Wittenberger Theologen: weitgehend unmodifizierte Übernahme (z.B. Brenz) * christliche Humanisten: * Stadtreformation * Bibel als alleinige Autorität, jedoch Gesetzescharakter der Schrift (Zwingli, Oekolampad, Butzer) * mystische Geisttheologen (Müntzer): * Betonung des Geistes des Evangeliums * mystische Tradition * nur eigene Erfahrung Maßstab, nicht Evangelium. * Konsequenz: Absonderung und Revolution * Gemeinsamkeiten: * Unmittelbarkeit zwischen Mensch und Gott * Rückführung der Theologie auf das Evangelium * stärkere Inpflichtnahme des Menschen für das Gemeinwesen * Reformation als Fortsetzung des Individuums aus dem Humanismus * "Prinzip der Kritik" ermöglicht die kirchliche Auslegung der Schrift als Zutat und Verkürzung zu interpretieren und Papst und Konzilien anzufechten * aktive Beteiligung am politischen und gesellschaftlichen Leben, "civic humanism" ====Gesellschaft und Reformation==== * Aneignung: traditionelle Formen wie Theaterspiele, Umzüge und Liturgie. Flugschriften hauptsächlich mit theologischem Inhalt * ständische Gesellschaft: pugnatores, oratores und laboratores ===Adelige Rezeption der Reformationstheologie=== * größte Erfolge und stärkste Anhängerschaft beim (Nieder-)Adel, der sich in seiner gesellschaftlichen Position durch das Bürgertum bedroht sah * Wirtschaftskrise (Agrardepression) * Territorialstaatsbildung * Wandel der Kriegstechnik * Franz von Sickingen: Condotiere, Propagator der Reformation * Ansage der Fehde durch Sickingen an Kurtrier * 1523 belagerung Kurtriers durch Sickingen * Scheitern Sickingens schaltet Ritter/Niederadel aus der Reformation aus ===Die Reformation - ein "urban event"?=== * Gegenbewegung zur Forschungsmeinung von Reformation als politisch-landesfürstliche Sache * Stadtrecht außerhalb Lehens-/Landrecht ==Grundzüge der spätmittelalterlichen Stadt== * Verfassung: * Reichsstadt (ca. 60, Staufer-, Bischofsstädte) % Landstadt * patrizisch % zünftisch * Wirtschaft: * Progress % Stagnation (rückläufige Bevölkerung, Verlust der Reichsunmittelbarkeit durch Verpfändung) * Kleinstadt: Ackerbürger * Mittelstadt: Handwerk und Gewerbe * Großstadt: Spezialhandwerk und Fernhandel * Gesellschaft: * Zunft: gleiche Erwerbschancen unter Primat der Auskömmlichkeit * zunehmende Polarisierung: Reich % Arm * Kollektivierung der unteren Schichten * Individualisierung der oberen Schichten, u.a. durch Bildung * summa (108) * städtische Autonomie gegen Landesfürst * Gemeinde (breite politische Entscheidung) % Oligarchisierung * Spannungen zwischen lohnabhängiger Arbeit und Frühkapitalismus ==Die Reformation in den Städten== * Nürnberg * patrizische, große Reichsstadt * Reformation vom Rat getragen? -> möglicher Aufruhr der Handwerker * Memmingen * zünftische, mittlere Reichsstadt * Gemeindereformation: getragen von Unterschicht und Intelligenzija * Kitzingen * kleine Landstadt * Gemeindebewegung mit radikalen Tendenzen * exklusive Fürstenreformation ==Die Systematisierung der Stadtreformation== * Motive der Stadt für die Annahme der Reformation * exklusive städtische Gerichtsbarkeit * Kommunalisierung der Kirche * Rationalisierung von Religion und Frömmigkeit * geistliche Autonomie der Gemeinde entspricht dem Streben nach politischer Autonomie durch die Stadt * Süd- vor Norddeutschland wegen Zwingli, Luther war nicht paßgenau für Städte * Träger * Modell der Ratsreformation eher überholt * "bürgerliche Reformation" durch Aufstände durchgesetzt * Gemeindereformation * Normative Zentrierung * keine lutherische Dialektik, sondern Evangelium ist Gesetz ===Evangelium versus Feudalismus=== ==Feudale Ordnung und bäuerliche Gesellschaft== * Grund-/Leib-/Gerichtsherr * Gemeinde * Veränderungen * wirtschaftlich: Landmangel * politisch: Intensivierung der Herrschaft * sozial: Verschärfung des Gegensatzes zwischen Arm und Reich * politische Mündigkeit durch die Gemeinde erzeugt politisches Bewußtsein ==Reformatorische Vorstellungen der Bauern== * Theologische Bildung auch bei Bauern * Forderung nach * Einsetzung des Pfarrers durch die Gemeinde * Predigt des reinen Evangeliums * Lehrentscheidungen durch die Gemeinde * Residenz des Pfarrers * //wohlfeile Kirche// * Ablehnung des geistlichen Gerichts ==Die Bedrohung der feudalen Ordnung durch die Revolution von 1525== * zwölf Artikel * Beschwerdeschrift * Reformprogramm * revolutionäres Manifest * Berufung auf das Evangelium * Verdammung der zwölf Artikel durch Luther, da sie die Obrigkeit ihrer Gewalt/ihres Rechts berauben * dito Melanchton: lieber Leiden als Aufruhr * Zwingli bezieht keine prinzipielle Stellung dagegen, er billigt die Aufstände jedoch auch nicht * Umsetzung des Evangeliums ins politische nur bei den oberdeutschen, nicht bei den wittenbergern Reformatoren * Bauern als neues Volk Israel, das aus der Sklaverei geführt wird * Forderung nach Aufhebung der Leibeigenschaft * Luthers Freiheit entspricht Gewissensfreiheit * Ablehnung der Leibeigenschaft durch Erasmus von Rotterdam, Rechtsbücher und teilweise Juristen * Reichstag erwägt Ablösung der Leibeigenschaft durch Freikauf * März 1525: erste Übergriffe gegen Adel und Geistlichkeit * Anschluß der Städte an den Aufstand - auch großer Städte wie Würzburg und Bamberg * teilweise auch Anschluß von Reichsstädten: z.B. Heilbronn * Tirol/Salzburg: Fraternisierung der Bergknappen * **Aufstand des gemeinen Mannes** * Erfolge der Bauern führen zu einem Machtvakuum * kooperativ-bündische Verfassungen * Beibehaltung der alten Institutionen mit einer Verlagerung auf den gemeinen Mann * Modelle bleiben unverwirklicht * Niederwerfung der des Bauernaufstands zwischen Mitte Mai und Anfang Juni 1525 * grausame Niederwerfung, aber in der Folge zahlreiche vertraglichen Lösungen * Republik Graubünden (1525) ==Revolution und Reformation - vom Zusammenhang der Erscheinungen== * Prinzip des mündigen Christen: Reformation verhalf "Gemeinde" zum Durchbruch * Prinzip der göttlichen Gerechtigkeit * Altes Recht bietet kein Konfliktlösungspotential mehr * nur das dem Evangelium gemäße Recht soll weiter bestehen * Reformation wurde durchaus verstanden, sonst wäre sie insgesamt ein Mißverständnis * Ablehnung der Gewalt durch Luther & Co. * frühbürgerliche Revolution ===Die Marginalisierung reformatorischer Kleingruppen - der Exodus der Täufer aus der Geschichte=== * Theologie der Täufer * Hauptgruppen * Schweizer Täufer * Theologie Zwinglis: strenger Biblizismus, Radikale Erneuerung, Gemeindeautonomie * aber: Separatismus, Anti-obrigkeitliche Haltung * Taufe als Stiftung der Gemeinschaft mit Gott * Zwingli läßt gegen Täufer vorgehen * Gemeindechristentum * Hutsche Täufer * Orientierung an Müntzer und Karlstadt * nicht Widerspruch gegen eine verfälschte Reformation, sondern Ausrichtung auf das Eschaton * Wassertaufe und eschatologische Taufe * Melchioriten * von Luther beeinflußt * kein Aufbegehren gegen die Obrigkeit, aber Rache an den Gottlosen, Münster * soziale Zusammensetzung * keine Massenbewegung * Handwerker und Bauern, andere Schichten eher ablehnend * Verbindungen zwischen Bauernkrieg und Täufern * obrigkeitliche Argumente für die Verfolgung der Täufer * Verweigerung des Kriegsdienstes * Sozialisierung der Güter * Ablehnung von Ämtern * Verweigerung des Eides * Verbreitung eines falschen Glaubens ===Reformation und Gesellschaft - modellhafte Deutungsversuche=== * Volksreformation (Moisej Mendelebitsch Smirin): Umgestaltung des materiellen Lebens durch das Volk (ie. Bauern und Plebejer) * Gemeindereformation (Blickle, Mitterauer): Reformation als Umsetzung der dörflichen bzw. städtischen Gemeindeverfassung in die Theologie (vgl. 186) * reformatorische Bewegungen (H.-J. Goertz): verschiedene Bewegungen, die als Gemeinsamkeiten das Evangelium und Antiklerikalismus haben ====Staat und Reformation==== ===Zwischen Worms und Speyer - die territorialstaatliche Verfestigung der Reformation=== * zögerliches Vorgehen gegen Luther nicht aus Sympathie für ihn, sondern um einen Auftstand zu verhindern * Lösung der Lutherfrage durch ein (freies) Universal-/Nationalkonzil, das 1524 von Karl V. verboten wird * Speyerer Reichstag 1526 * Versuch der Obrigkeiten die Reformation in die Hand zu bekommen: Bändigung, Angst vor Aufstand * Empörerordnung * Verbesserung der sozio-ökonomischen Lage der Bauern * nach 1525 nimmt Luther von den alten Auffassungen bezüglich Pfarrerwahl und Lehrprimat Abstand * Kirchenvisitationen: Vereinfachung des Kultus, Aussondern ungeeigneter Geistlicher, Kirchenvermögen in staatliche Verwaltung, Auflösung der geistlichen Gerichte * Musterbeispiel für die Verobrigkeitlichung der Reformation: Landgrafschaft Hessen (194f.) * ab 1526: Bildung von Konsistorien, Schwächung der Gemeinde * Steigerung der Macht und Autorität der Landesherrn: Notbischöfe, Wegfall der Prälatenbank in den Landtagen * Reichstag in Speyer 1529: * Festschreibung des status quo * katholische Messe soll erlaubt sein * Reichsweites Verbot der Täufer * Lösung durch Konzil * Protestation * keine Gewissensentscheidung * Ausschluß der Täufer * geistliche Landesherrn vollziehen keinen Wechsel * Reichstag in Augsburg 1530: * Confessio Augustana (Luther) * Confessio Tetrapolitana (Straßburg, Konstanz, Memmingen, Lindau) * Ratio fidei (Zwingli) * Confutatio * Karl V. bezieht erst 1530 konfessionell Position ==Reich oder Fürsten== ==Eidgenossenschaft oder Magistrate== ===Kappeler Krieg und Schmalkaldischer Krieg=== * 1. Kappeler Landfriede * Zürich versucht Bündnis gegen die Altgläubigen zu bilden * Revision der Zwangsreformation im Reich * Religionsentscheid bleibt bei den einzelnen Orten * 1531: Schmalkaldischer Bund (Kursachsen 207) * Luther billigt den Bund nicht, da er die Möglichkeiten des Widerstandes überschritt * Schmalkaldischer Bund: * defensiv * 12.000 Mann * Hauptmannschaft wechselt halbjährlich zwischen Sachsen und Hessen * Nürnberger Anstand 1532: Waffenstillstand zwischen den Parteien bis zu einem Konzil wegen Türkenhilfe * nach Nürnberger Anstand gewaltsame Rückführung des Herzogs Ulrich von Württemberg * Annäherung zwischen Luther und Zwingli bezüglich Abendmahl * Wittenberger Konkordie 1536: Ausgleich bezüglich Abendmahl zwischen Wittenbergern und Straßburgern * Durchsetzung des Luthertums im Reich, Verdrängung des Zwinglianismus aus dem Reich * Katholizismus nur mehr in den reichsunmittelbaren geistlichen Territorien, sowie Bayern und Österreich * Politik Karls V. * diplomatische Bemühungen um Generalkonzil * Religionsgespräch 1540/41 * schmalkaldischer Krieg * Augsburger Interim 1548: Erhalt von Laienkelch und der Ehe bereits verheirateter Geistlicher * keine kriegerische Lösung möglich ==Kofessionalisierung als politische Verwertung der Reformation - Zusammenfassung== * politische Entwicklung: * vor der Reformation: Territorilisierung und Intensivierung * Säkularisierung/Aufhebung der geistlichen Gerichte wirken verstärkend * gesellschaftliche Entwicklung: * Kommunalisierung respektive Rückbau * Konfessionalisierung * Reinhard: 218 * Schilling: 220 * Verhäuslichung der Frau ====Die Reformation - eine Epochenwende im Reich? Zusammenfassung==== * summa summarum (233)